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Fehlerpflückerei anders gedacht –  

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Wenn die Biene zwischen die Zehen von Felix und Pia sticht

Zack – da war er wieder, der kleine Mann. Ich saß – wie öfter mal, in letzter Zeit seltener – morgens auf der roten Bank und schaute gedankenverloren auf den großen schönen Strom. Da tönte es neben mir sanft, wie das Rauschen einer Biene, und behutsam drang die Stimme, oder waren es Stimmen, in mein Bewusstsein:

 „Wie gehst du eigentlich mit deinen schrecklichen Defiziten um?“

„Auweia! Was für eine schlimme Frage am frühen Morgen! „Ich?“, brüllte der Narzisst wütend in mir. Ich habe keine Defizite! Auf jeden Fall keine schlimmen. Daran habe ich doch so gut gearbeitet; und außerdem höre ich immer zu, wenn mich jemand kritisiert und frage: Was kann ich deiner Meinung nach besser machen???“

Der kleine Mann sagte durch seine Bienenstimme ganz sanft: „Jaaa, du hast ja Recht, aber merkst du nicht, dass dieses ‚deiner Meinung nach‘, völlig unnötigerweise deine Erkenntnis reduziert? Wenn jemand dir eine Rückmeldung über deine Defizite gibt, ist das immer nur seine Meinung. Jemand kann nur gar nicht über dich sprechen, er kann immer nur seine Meinung sagen, mehr kann man ja gar nicht. Und wenn du dieses ‚deiner Meinung nach‘ so betonst, dann sagst du dir bereits selbst, dass das ja nur deine Meinung ist.  Und was ist schon eine Meinung unter 7 Milliarden?“

Eigentlich hatte ich schon wieder genug von dem Gespräch. Er traf immer ins Schwarze. Meistens ging es dann noch weiter, aber weniger schmerzhaft.

„Wie komme ich aus diesem Dilemma heraus – die Eitelkeit, der Wunsch, perfekt zu sein, dein lebenslanges Bemühen, dich zu verbessern, dich anzupassen und doch du selbst zu sein?

Ich will es dir sagen, sagte der kleine Mann.

 „Schaue deine Defizite an. Das kannst du nur durch die Augen der anderen, aber das weißt du schon. Du kannst nur durch die Augen der anderen deine Defizite erkennen, wenn du allein in der Natur lebst. Die Natur wird dir mitteilen, wenn du eine Biene zwischen den Zehen hast. Sie wird dir zeigen, dass du achtsamer sein solltest. Und wenn du einen Baum hochkletterst und nicht beachtest, dass er morsch ist, wirst du einen kleinen Sturz erleben. Und wenn du in einem Teich schwimmen gehst, wo ein Krokodil, ein hungriges und dich mit Nahrung verwechselt, dann wirst du sehr schnell reagieren müssen! In der menschlichen Gemeinschaft ist es deine sinnvolle Aufgabe, eine Ergänzung zu suchen. Eine Ergänzung für deine Defizite, wo ihr zu zweit, zu dritt oder auch zu zwölft die Schönheit der Natur erkennen könnt und mit eurer Weisheit eure optionale Stärke sinnvoll einsetzen könnt.

Finde jemand, der automatisch deine Defizite – obwohl er sie benennt – ausgleicht. Und wenn du bei jemandem Schwächen oder Defizite – groß oder klein – bemerkst, versuche, sie ohne große Fehlerpflückerei oder ohne großes Federlesen auszugleichen.

Seid wie die Bienen – eine Ganzheitlichkeit. Es sei dahingestellt. Ob ihr das zu zwölft seid oder zu 280. Lernt von dem Bienenvolk! Seid wie ein Volk, das sich gegenseitig ergänzt und zu sinnvollen Tätigkeiten lustvoll anregt!“

Ich wusste es. Er würde mir irgendwas erzählen, womit ich wochenlang zu tun habe würde. Allein der Begriff ‚Volk‘ brachte ein unwohles Gefühl in mir nach oben. Ich sträubte mich zunächst. Aber irgendwie hatte er auch Recht. Es wird Zeit, meine Vergangenheit und die Vergangenheit meines Volkes hinter mir zu lassen, die Erfahrungen zu nutzen, zum Guten aller Völker – auch der Bienenvölker und der Rudel – und sich nicht an Worten festzuklammern.

Lasst uns die Natur und die Weisheit der Natur sowie ihre Schönheit in voller Stärke nutzen. Das war die Erkenntnis. Aber wie immer hatte es leise, dieses Mal besonders leise, Zisch gemacht und der kleine Mann war wieder weg.  

Schreibe mir gerne deine Gedanken zu diesem Thema in die Kommentare.

Viel Spaß beim Reflektieren!

Dein
Friedrich-Karl Emmrich
(Autor, Diplom-Sportlehrer, Diplom-Psychologe)

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