Herbie Hancock
Ich erinnere mich, dass wir „So what“ spielten, eine von Miles Kompositionen. (…) Genau in der Mitte des Solos von Miles, er spielte eines seiner unglaublichen Soli, da spielte ich einen falschen Akkord. Ein Akkord, der einfach total falsch klang, es klang wie ein großer Fehler. Als ich das machte, da machte ich so (GESTE) und ich hielt mir die Ohren zu. Und Miles machte eine Pause für eine Sekunde.
Dann spielte er ein paar Noten, die meinen Akkord richtig machten. (…) Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Miles konnte etwas Falsches in etwas Richtiges verwandeln. Es hat mich total erstaunt. Ich konnte eine Minute lang nicht spielen, ich konnte noch nicht einmal das Klavier berühren.
Was ich heute verstanden habe, ist, dass Miles keinen Fehler hörte. Er hörte es als etwas, das passierte, ein Ereignis. Es war ein Teil der Realität, von dem was in dem Moment passierte. Und er ging damit um. Weil er es nicht als einen Fehler hörte, sah er es als seine Pflicht an, etwas zu finden, was passte – und er konnte das.
Das war für mich eine große Lehre, nicht nur musikalisch, sondern das Leben betreffend. Wir können uns in der Welt zurechtfinden, indem wir immer nur den einfachsten Weg für uns suchen.
Aber das Wichtige ist, das wir wachsen. Und die einzige Möglichkeit die wir zum Wachsen haben, ist ein Geisteshaltung zu haben, mit der wir Situationen so erfassen wie sie sind und sie dann in Medizin zu verwandeln.
Das Gift in Medizin verwandeln. Jede Situation in der man sich befindet, annehmen und in etwas Konstruktives verwandeln. Das ist es, was ich aus dieser Situation mit Miles gelernt habe.